Stellungnahme der unterzeichnenden Fachgesellschaften im Bereich der Natur- und Lebenswissenschaften zum Referentenentwurf der Novelle des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes

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Die Diskussion um die Novelle des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) wurde in den vergangenen Monaten intensiv und kontrovers geführt. Inzwischen hat das BMBF eine weitere Konkretisierung der Novelle in Form des Referentenentwurfs vom 6. Juni 2023 vorgelegt. Dieser Reformentwurf sieht eine Begrenzung der Dauer der R1 Phase (Promotion) auf sechs Jahre sowie der R2 Phase (Postdoc) auf vier Jahre vor. Darüber hinaus sollen in einer möglichen R3 Phase zwei weitere Jahre der befristeten Anstellung mit verbindlichen Zielvereinbarungen für den Übergang auf eine Dauerstelle ermöglicht werden, sofern die für die Promotionsphase zur Verfügung stehenden sechs Jahre nicht ausgeschöpft wurden.

Im Bereich der Natur- und Lebenswissenschaften sowie in der Biomedizin würde eine solche zeitliche Ausgestaltung der R1 und R2 Qualifizierungsphasen (Promotion und Postdoc) Promovierten die Möglichkeit geben, erste Projekterfolge in Form von Datensätzen, Publikationen und eigenständig eingeworbenen Forschungsmitteln zu erarbeiten oder ein Experten-Profil für Karriereziele neben der Professur (z.B. in der Industrie oder im akademischen Mittelbau) zu entwickeln. Wir teilen hierbei jedoch die Sorge der Allianz der Wissenschaftsorganisationen, dass eine Begrenzung der Postdocphase auf 4 Jahre zu einer Abwanderung von Wissenschaftler:innen ins Ausland und zu einem dramatischen Verlust der Qualität der Forschung in den Natur- und Lebenswissenschaften und in der Biomedizin in Deutschland führen würde.
Die unterzeichnenden Fachgesellschaften vertreten weiterhin die Auffassung, dass die vorgeschlagene mögliche Befristung der R3-Phase auf zwei Jahre auf dem Karriereweg zur Professur deutlich zu kurz ist, und schließen sich der Forderung der Allianz der Wissenschaftsorganisationen (siehe Stellungnahme vom 16.06.2023) nach einem flexiblen Befristungsrahmen der R3 Phase von bis zu sechs Jahren an. Nur so kann die für eine Berufung auf eine Professur oder vergleichbare Positionen erforderliche wissenschaftliche Profilbildung einschließlich eigenständiger Publikationen, Drittmitteleinwerbungen und Lehrbeteiligung ermöglicht werden. Gleichzeitig wird verhindert, dass aufgrund der im Ausland unbegrenzten Qualifikationsphasen leitende Positionen in der Wissenschaft in Deutschland nur noch von aus dem Ausland (zurück)kommenden Wissenschaftler:innen besetzt werden.

Darüber hinaus halten wir die vorgesehene Mindestvertragslaufzeit von einem Jahr für studienbegleitende Beschäftigte (HiWis) auf Grund von oftmals deutlich kürzeren Lehrformaten wie Blockpraktika und Semesterkursen für wenig sachgerecht und werben auch hier für praktikablere und flexiblere Rahmenbedingungen, die Studierenden und Lehrenden gleichermaßen zugutekommen.
Wir weisen schließlich erneut darauf hin, dass die angestrebte Novellierung des WissZeitVG nicht mehr unbefristete Stellen schaffen wird. Dies ist nur durch eine deutliche Aufstockung der dauerhaften Mittel zur Grundfinanzierung der Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen zu erreichen.

Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM)
Anatomische Gesellschaft (AG)
Deutsche Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie (DGPT)
Deutsche Gesellschaft für Extrazelluläre Vesikel (GSEV)
Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie (DGMP)
Deutsche Gesellschaft für Zellbiologie (DGZ)
Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG)
Deutsche Physiologische Gesellschaft (DPG)
Gesellschaft für Entwicklungsbiologie (GfE)
Gesellschaft für Genetik (GfG)
Gesellschaft für Mikroskopie und Bildanalyse (GerBI-GMB)
Gesellschaft für Signaltransduktion/Signal Transduction Society (STS)
Gesellschaft für Virologie (GfV) Neurowissenschaftliche Gesellschaft (NWG)

Die unterzeichnenden Fachgesellschaften vertreten mehr als 25.000 Mitglieder in den Naturund Lebenswissenschaften sowie in der Biomedizin.

Medienkontakt:
Prof. Dr. Volker Haucke
Präsident der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V.
https://gbm-online.de/die-gbm.html
haucke@fmp-berlin.de
Tel. +49 (0) 30 947 93 100

Information zur GBM
Die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM) ist die größte biowissenschaftliche Fachgesellschaft Deutschlands. Sie bietet ihren rund 5.000 Mitgliedern aus Hochschulen, Forschungsinstituten und Industrie nach außen eine starke Interessenvertretung gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit, sowie Gelegenheiten zu internationaler Kooperation. Nach innen eröffnet die GBM zahlreiche Möglichkeiten der Vernetzung und der Förderung der wissenschaftlichen Karriere.
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